Heute Abend hat der Ortsverband Quickborn uns Bewerber*innen um die Wahlkreiskandidatur zur Vorstellung auf der Ortmitgliederversammlung eingeladen, die in den Räumlichkeiten der Stadtwerke stattfindet.
Es friert und schneit und draußen ist es glatt und längst dunkel, als ich kurz vor 19 Uhr eintreffe. Auch Peer und Tobias sind der Einladung gefolgt.
Zunächst stellen sich alle kurz vor, denn viele der heute Anwesenden sind ganz neu dabei. Andere nach eigenen Angaben aber auch schon seit ungefähr „hundert Jahren“, was mit einem Schmunzeln quittiert wird.
Nach Erledigung der Formalitäten dürfen wir uns kurz vorstellen, danach gehen wir zur Fragerunde über. Es geht um unsere Haltung zu Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, eine Frage, bei der es auch innerhalb der Grünen seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ein Umdenken gibt, weil sich der russische Angriff gegen unser Selbstverständnis richtet, in Freiheit, Demokratie und Frieden zu leben. In Bezug auf Israel ist die Beurteilung der Lage deutlich schwieriger. Auch Israel wurde angegriffen und hat das Recht, sich zu verteidigen, aber der israelische Gegenangriff geht weit über die Verteidigung eigenen Territoriums hinaus.
Es geht um Windräder in Landschaftsschutzgebieten und die Frage mündet in eine Diskussion, ob es richtig ist, Erneuerbare Energien auszubauen, auch wenn das Netz noch nicht in der Lage ist, den potentiell erzeugbaren Strom vollständig aufzunehmen und dorthin zu leiten, wo er verwendet werden kann. Peer arbeitet in diesem Bereich und formuliert die allgemein anerkannte Einschätzung, dass sich der Strombedarf verdoppeln wird, wenn wir ganz aus der Nutzung fossiler Energieträger aussteigen, was ja erklärtes Ziel ist. Ich persönlich bin überzeugt, dass ein „aufeinander Warten“ verschiedener Akteur*innen (Stromerzeugung, Netz, etc.) den Transformationsprozess bremst und unterm Strich von Nachteil wäre. Wir einigen uns in der Diskussion darauf, dass wir eine engere Abstimmung der Ausbauschritte für unbedingt erstrebenswert halten.
Ein dritter Themenkomplex, den ich herausgreifen möchte, ist die Einkommensschere, die immer weiter auseinandergeht, die Herausforderungen durch den Demographischen Wandel und die Frage der Finanzierung der Renten. Zur Wahrheit gehört, dass die Renten bereits jetzt durch enorme Steuerzuschüsse gestützt werden und dass wir in Zukunft noch weit stärker auf Steuern und Abgaben setzen müssen, die nicht aus dem Erwerbseinkommen resultieren. Die Hauptlast trägt aktuell die Mittelschicht, das ist nicht fair und kann auf Dauer nicht funktionieren. Ich bin überzeugt, dass uns hier die größten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen noch bevorstehen.
Wir kommen zur K-Frage, der Frage nach der Kompromissbereitschaft, wenn es um den Kanzler geht, den wir uns nicht wünschen. Ob wir auch für Merz stimmen würden, werden wir gefragt. Meine Haltung dazu ist klar: Ich würde es ungern müssen, aber ich würde es tun, wenn es das Ergebnis von Verhandlungen ist, bei denen wir uns nicht unter Wert verkauft haben. Und je stärker wir in den Bundestag einziehen, umso mehr Gewicht hat unsere Politik. Wir beenden die Vorstellungsrunde und nutzen die Gelegenheit für ein gemeinsames Foto. Danach verabschieden wir uns und ich nehme Peer und Tobias, die beide mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind, im (E-)Auto mit zum Pinneberger Bahnhof, denn der Bus fährt so spät abends nur noch stündlich. Damit hätten wir noch ein Thema, das zwar heute Abend nicht thematisiert wurde, aber das bei uns im Kreis Pinneberg wirklich alle bewegt: Die Verfügbarkeit von ÖPNV lässt nach wie vor viel zu viele Wünsche offen.
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