Betriebsbesuch beim Milchviehbetrieb Hof Bornholdt in Osterhorn

Heute Nachmittag besuche ich zusammen mit Lore Möhring von der Grünen Kreistagsfraktion den Milchviehbetrieb von Florian Bornholdt in Osterhorn.

Wir werden von Familie Bornholdt und Peer Jensen-Nissen, dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Pinneberg, empfangen und erstmal gebeten, uns umzuziehen. Aufgrund aktueller Fälle von Maul- und Klauenseuche in Brandenburg herrscht in Milchviehbetrieben aktuell ganz besondere Vorsicht.

Seuchen, so wird in dem Gespräch schnell klar, sind immer eine Gefahr für die Herde. Der aktuelle milde Winter könnte dazu führen, dass die Blauzungenkrankheit im kommenden Jahr wieder gehäuft auftritt.

Wir ziehen uns also Schutzanzüge über und tauschen unsere Schuhe gegen betriebseigene Gummistiefel in unserer ungefähren Größe.

Dann gehen wir in den großen, halboffenen Stall mit den Kühen. Für mich riecht es nach Kindheit, denn meine Großeltern hatten eine Landwirtschaft und wenn wir dort früher zu Besuch waren, ging der erste Weg für uns Kinder immer in den Kuhstall. In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Landwirtschaft viel verändert.

Florian Bornholdt zeigt seinen Hof. Der Betrieb befindet sich in einer Modernisierungsphase und hat gerade bezüglich Umbauten und Erweiterungen viel Behördenkontakt, den Herr Bornholdt als sehr langwierig beschreibt.

Es handelt sich um die vielzitierte Bürokratie, die als lähmend empfunden wird. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, dass man sich nicht an Regeln halten wolle, vielmehr hat man es mich einem immer schwerer zu durchschauenden Dickicht aus Regulierungen zu tun, die in Genehmigungsprozessen immer erst nach und nach ans Licht kommen.

Herr Jensen-Nissen berichtet von Zielkonflikten in der Landwirtschaft. So sind beispielsweise Tierwohl und Immissionsschutzgesetz in den Auflagen gegensätzlich.

Florian Bornholdt betont, dass er sich viel von dem Konzept „Datensäule“ verspricht, so dass meldepflichtige Unternehmensdaten an einer Stelle erfasst werden und sich die Behörden daraus ihre Abfragen zusammenstellen können. Ein Wunsch in Richtung klug durchdachter und gut gemachter Digitalisierung.

Wir gehen weiter zu den Melkrobotern. Diese Anlagen sind noch relativ neu und – wie Herr Bornholdt betont – bei den Kühen sehr beliebt. Die Tiere können rund um die Uhr zum Melken und müssen sich nicht mehr an einen vom Hof vorgegebenen Zeitplan halten.

Eine weitere Neuerung sind sogenannte Fitness-Tracker, die alle Kühe am Ohr haben. Über die Messung der Vitaldaten bekommt die Herdenmanagerin direkt mit, wenn mit einem Tier etwas ungewöhnlich ist, so kann sie früh reagieren.

Man kann es sich denken, Wünsche an die Politik gibt es viele. Der wichtigste Punkt ist meines Erachtens der Wunsch, bei bürokratischen Vorgaben mit Augenmaß vorzugehen und Regelungen immer wieder – auch gemeinsam mit Vertreter*innen aus der Landwirtschaft – zu hinterfragen. Herr Jensen-Nissen hat uns mehrere Beispiele genannt, bei denen aus seiner Sicht die Regulierung dazu führt, dass Landwirt*innen den aus ihrer Sicht sinnvollsten Weg nicht gehen dürfen. Als Beispiele nannte er unter anderem eine Regelung zum Zeitpunkt der Gülle-Ausbringung und das „Hofapotheken-Verbot“, das als zu strikt empfunden wird.

Wir beenden unseren Rundgang mit einer Besichtigung der hofeigenen Biogas-Anlage, in der aus Gülle Methan gewonnen und dann verstromt wird.

Uns zeigt der Besuch einmal mehr, dass miteinander statt übereinander zu reden immer der beste Start für gegenseitiges Verständnis ist. Die Sonne geht unter, für uns ist Feierabend, auf dem Hof wird es auch ruhig, aber ganz Feierabend hat ein Landwirt nie.

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